von Firefighter » So 16. Aug 2015, 22:03
Morgen in der LVZ:
Wache Geister: 944 Fans pushen Lok zum Sieg
Dauerkarten-Inhaber und Sponsoren verhelfen dem Oberligisten in Unterzahl zum 1:0 gegen Erfurt II
Leipzig. Wenigstens die Dauerkarten-Besitzer dürfen zum Oberliga-Start des 1. FC Lok gegen Erfurt II ins Stadion. Wie wichtig die Aberkennung des kompletten Geisterspiels war, sollte sich gestern zeigen. Der Klub musste nach frühem Platzverweis für Rechtsverteidiger Marcel Trojandt über 78 Minuten in Unterzahl alles reinwerfen, brachte den hauchdünnen 1:0-Vorsprung über die Zeit. Als die Kräfte schwanden, sprangen die Fans ein.
Die Mehrheit der blau-gelben Anhänger muss gestern daheim bleiben, Buße betreiben für das Werk "hirnloser Chaoten" (Originalzitat Lok), die im Juni einen Spielabbruch herbeiführten. Die nostalgische Holztribüne ist halbgefüllt, auf der Gegengerade gähnende Leere - doch 944 Zuschauer (davon 750 Dauerkarten-Käufer, der Rest Sponsoren und Lok-Mitarbeiter) sind dabei.
Ruhig bleibt es nicht lange. Lok beginnt mit fünf Neuen forsch. Trainer Scholz hat die erwartet klare Ansage gegenüber den Aufstiegsversagern vom Juni in Erfurt gewählt. Wer jetzt nicht Gas gibt, hat null Chance bei mir - so darf man das verstehen. Mitten in die druckvolle Anfangsphase platzt ein langer Ball an die Strafraumkante, Trojandts Hand geht ans Trikot von Gästestürmer Twardzik - Referee Hösel pfeift, marschiert auf Loks Dauerbrenner zu und zeigt sofort Rot (12.). "Ich habe ihn kurz gehalten, dann gesehen, dass mein Keeper den Ball kriegt. Beim Auslaufen kreuzen sich unsere Wege. Ein so früher Platzverweis ist mega bitter", erklärte Trojandt seinen Status zwischen Unglücksrabe und Übeltäter. Auf der Tribüne rumort es, die halben Geister erwachen zum Leben.
Die MDR-Bilder zeigen: Die Entscheidung ist zu hart. Die Leipziger stehen nun tiefer, RW übernimmt die Kontrolle. Lok kontert. Dann der Husarenritt des Tages: Steven Heßler sprintet durch, bringt den Ball scharf auf den Elfmeterpunkt. Last-Minute-Zugang Faton Ademi (unterschrieb letzten Montag) springt in die Flanke, das Leder kracht in den rechten Giebel - 1:0 (40.). Der Schütze überglücklich: "Wir haben uns vom Platzverweis nicht unterkriegen lassen. Wenn jeder einen Tick mehr kämpft und abruft, kann es auch in Unterzahl gutgehen."
Bei vielen Chancen auf beiden Seiten hat Lok im zweiten Durchgang Dusel. Serrek (59.) und Urgestein Krug (66.) verpassen bei Freistößen haarscharf den zweiten Treffer, doch Lok wird müde. RWE-Stürmer Scholz trifft den Pfosten, Twardzik scheitert beim Abpraller im Eins-gegen-Eins mit Torwart Lattendresse-Levesque (61.). In der Schlussphase stimmt bei den Hausherren hinten nichts. Ex-Lok-Coach Carsten Hänsel in Diensten der Drittliga-Reserve: "Wir hätten noch eine Stunde weiterspielen können und wahrscheinlich nicht getroffen. Der Sieg ist glücklich, aber verdient für Lok." Heiko Scholz: "Wenn man so ein Match für sich entscheidet, setzt das Kräfte frei. Man kann die kämpferische Leistung nicht hoch genug einschätzen."
Petrick Frenzel
Lok: Latendresse-Levesque; Heßler, Surma, Krug, Trojandt; Wendschuch (50. Dräger); Watahiki; Serrek (78. Hofmann), Schinke, Becker, Ademi (65. Böhne).