von Firefighter » So 20. Sep 2015, 22:01
Morgen in der LVZ:
Minimalisten im Torrausch: Lok schlägt VfL Halle 4:0
Wendschuch trifft doppelt / Aktion gegen Gewalt
von Steffen Enigk
leipzig. Was für ein Sonnabend für den 1. FC Lok: Erstmals präsentierten sich die Probstheidaer wie ein designierter Aufsteiger, fegten den bisherigen Oberliga-Spitzenreiter VfL Halle 4:0 (1:0) vom Platz, erzielten durch Andy Wendschuch (39., 80.), Ramon Hofmann (50.) und Faton Ademi (86.) wunderbar herausgespielte Tore und begeisterten 2239 Zuschauer.
Viel Applaus gab es schon vor dem Anpfiff. Die Nachwuchsteams grüßten mit einem Transparent gegen Hooligans ins Publikum, trugen Trikots mit der Aufschrift "Nein zu Gewalt und Diskriminierung". Präsident Jens Kesseler betonte: "Wir leben die Werte des Sports - Toleranz, Respekt, Solidarität, Fairplay." Der Lok-Chef erklärte zudem, dass nach den Ausschreitungen im Juni in Erfurt 41 Hausverbote ausgesprochen wurden, 20 Täter seien nach Hinweisen der eigenen Fans identifiziert worden.
Danach krönte die Mannschaft eine historische Woche: Das 2:1 in Jena, dann der große 0:1-Pokalfight gegen Zwickau, schließlich der Erbpachtvertrag und nun der Premieren-Dreier im wieder vereinseigenen Plache-Stadion, der auch der erste Sieg über Angstgegner VfL Halle seit 15 Jahren war. Errungen mit einer rundum überzeugenden Leistung, die Kapitän Markus Krug zum Maßstab erhob: "Vor allem fußballerisch. Wir galten ja als Minimalisten, haben uns aber diesmal in einen Rausch hineingesteigert und endlich bewiesen, dass wir auch Tore schießen können. In der zweiten Halbzeit hatte ich ein Grinsen im Gesicht."
Zum Helden des Tages avancierte Andy Wendschuch. Noch nie hatte der im Leipziger BMW-Werk arbeitende Mittelfeldmann in einem Pflichtspiel doppelt getroffen. Im Pokal musste er noch angesäuert zuschauen, am Samstag drehte er auf und verwandelte eiskalt. Zunächst aus der Drehung nach einer Traumkombination über Paul Schinke und Steven Heßler, dann mit einem raffinierten Heber. "Klar ist das wie eine Befreiung", meinte Wendschuch, "wenn wir so spielen - ruhig, aber schnell und direkt - kommt alles andere von alleine, auch die Tabellenführung." Beim 2:0 hatte Schinke mit feinem Steilpass den gerade eingewechselten Hofmann geschickt, der wiederum das 4:0 von Ademi glänzend vorbereitete.
Trainer Heiko Scholz ("Riesenkompliment an die Jungs, sie haben mächtig Gas gegeben") erlebte einen Nerven schonenden Nachmittag und ein Team, das Lust auf Fußball hatte und 90 Minuten brannte. Der Coach hatte gegenüber Zwickau fünf frische Akteure gebracht und durfte sich bestätigt fühlen. Der breite Kader zahle sich aus, münde in gesunden Konkurrenzkampf. "Wir haben 14, 15 Stammspieler, die alle ihre Chancen bekommen", sagte Scholz, dessen Truppe nun schon Zweiter hinter Bischofswerda ist.
Lok: Latendresse - Krug, Zickert, Surma (46. Böhne), Heßler - Zimmermann, Wendschuch, Watahiki, Serrek (46. Hofmann) - Schinke (79. Fritzsch), Ademi.